Montag, 02. Januar 2006

WAZ-Artikel zum Sylvesterlauf

Von ruhrrunner, 00:01

WAZ Artikel, 02.01.2006 Von Georg Lukas  

Von Schleichern und Schluckspechten

Ergebnislisten der Lauf-Veranstaltungen zu studieren, ist heutzutage eine lustige wie leider auch traurige Angelegenheit. Lustig, weil die Fantasie der Namensgeber für angebliche Vereine keine Grenzen kennt. "Borbecker Raketen", die "lustigen Schleicher", "Ruhrrunners", die "LT Rennhamster", "Autobahnpolizei Oberhausen", das "Team Hr.Dr.Reinl", der Verein " Fuchs-Sohn.de" oder die "Schluckspechte", um nur einige zu nennen, wurden beim Silvesterlauf auf der Zeche Zollverein entdeckt.

Traurig ist, dass einige Essener nicht mehr unter dem Vereinsnamen starten, sondern immer häufiger unter einem Firmennamen, wenn es Euros oder Sachleistungen gibt. Traditionsklubs wie der Tusem kämpfen heute gegen dieses Unwesen der eigenen Athleten.

Ein dem Laufsport sehr verbundener Sportgeschäftsinhaber mit Sitz in Rüttenscheid nutzt die Gunst der Stunde und "bestellt" u.a. bekannte und gute Sportler aus dem westdeutschen Raum nach Essen. Für ein Paar Laufschuhe oder ein kostenloses T-Shirt starten diese dann unter den Namen des Sportgeschäfts.

Obwohl dieser "Verein" im Deutschen Leichtathletikverband nicht existiert und die Athleten nicht aus dieser Stadt sind, werden sie auf diese Weise als Lokalmatadoren gemeldet.

Durch diesen "Lauftourismus" entsteht bei den Mitläufern, Zuschauern und in den Medien schnell der Eindruck, dass dort ein Essener läuft, womöglich gewinnt. In Wirklichkeit ist aber der "Unbekannte" für einen Verein außerhalb Essens startberechtigt. Die Veranstalter in dieser Stadt drücken bei den meisten Läufen beide Augen zu. Für den Sportgeschäftsinhaber ist es eine ideale und vor allem kostenlose Werbung.

Beispiele lieferte auch der Silvesterlauf 2005/06 vom Team Essen. Frauensiegerin Martina Schwanke und weitere Teilnehmer starteten dort plötzlich unter den Namen "Menz&Friends". Startberechtigt war Martina Schwanke für den TVK Kupferdreh. Was war passiert? Es wurde ein "Tauschgeschäft" abgewickelt. Der verantwortliche Mann von "Menz&Friends" bot bei kostenloser Werbung in den Ergebnislisten dem Veranstalter im Gegenzug eine ebenfalls kostenfreie Dienstleistung als Streckensprecher an. Man wurde sich schnell einig. Knapp ein Dutzend Teilnehmer liefen plötzlich unter "Menz&Friends".

Die Aktiven sollten endlich umdenken. Der Name des Vereins, für den man startet, sollte auch bei solchen Laufveranstaltungen im Mittelpunkt stehen. Bei Meisterschaften, und sei es ein Kreistitelkampf, ist solch ein Athletenverhalten jedenfalls nicht erlaubt. Der Sportler würde disqualifiziert.

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